Nicht sanierte Bestandsimmobilien erzielen geringere Preise – diese Nachricht ging in den letzten Tagen durch die Medien. Oder, um den Sachverhalt anders zu formulieren: Käufer sind bereit, für energetisch gut dastehende Objekte höhere Preise zu zahlen. Lohnt sich also eine energetische Sanierung? Eine neue Studie hat sich jetzt der Beantwortung dieser Frage gewidmet.
Kiel. Eine energetische Sanierung ihrer Immobilie kann sich für Eigentümer finanziell auszahlen. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Studie, welche das Institut für Weltwirtschaft Kiel jetzt vorgelegt hat. Darin sind die Forscher der Frage nachgegangen, wie viel Käufer, aber auch Mieter, für eine energetisch sanierte Immobilie mehr zu bezahlen bereit sind. Zu diesem Zweck haben sie die Kauf- und Mietpreise analysiert, welche in den Jahren 2014 bis 2024 in 19 deutschen Städten für Eigentumswohnungen gezahlt wurden.
Dabei zeigte sich zunächst, dass es einen erheblichen Unterschied macht, ob der energetische Zustand des Gebäudes mit einem Energieverbrauchsausweis oder mit einem Energiebedarfsausweis nachgewiesen wird. Letzterer ist im Neubau Pflicht, aber nicht bei älteren Bestandsgebäuden, wo Eigentümer sich auch für den preiswerteren, aber weniger aussagekräftigen Verbrauchsausweis entscheiden können. Dieser bildet den realen Verbrauch der letzten drei Jahre ab und ist insofern durch das Heizverhalten der Bewohner beeinflusst.
Preissteigerung durch Sanierung: Energieausweis entscheidend
Bei Eigentumswohnungen mit Energiebedarfsausweis stellten die Fachleute fest, dass Käufer für Objekte der Energieklasse A oder A+ im Schnitt 650 Euro pro Quadratmeter mehr bezahlten als bei Wohnungen der Energieklassen D oder E. Lag nur ein Energieverbrauchsausweis vor, zahlten die Käufer nur noch 225 Euro mehr für den Quadratmeter. Für vermietete Wohnungen der Energieklasse A oder A+ konnten mit Bedarfsausweis im Schnitt 85 Cent mehr Miete pro Quadratmeter und Monat erzielt werden, mit Verbrauchsausweis waren es 45 Cent.
Die Forscher rechneten aus, dass eine Sanierung einer Wohnung von Energieklasse D oder E auf das Niveau A oder A+ im Schnitt rund 700 Euro pro Quadratmeter kostet. Wer die staatlichen Förderprogramme nutzt, kann diese kosten durch die Zuschüsse allerdings reduzieren. Bedeutet: Bei Nutzung der Fördermittel und eines Energiebedarfsausweises macht sich eine energetische Sanierung am Ende tatsächlich bezahlt, wenn das Objekt verkauft wird. Das gilt allerdings nur für die Durchschnittswerte, welche die Studie für die Sanierungskosten und Verkaufserlöse zugrunde gelegt hat.
Genaue Berechnung im Einzelfall erforderlich
Insofern gibt die Studie im Ergebnis lediglich den Hinweis: Ja, eine energetische Sanierung kann sich im Hinblick auf den erzielbaren Verkaufspreis bezahlt machen – es lohnt sich also, für das konkrete Objekt genauer nachzurechnen. Denn die Preisentwicklung ist in den verschiedenen Wohnungsmärkten Deutschlands mitunter höchst unterschiedlich, die Sanierungskosten können von Gebäude zu Gebäude stark schwanken. Auch ist die Preisentwicklung der Zukunft nicht einfach vorherzusagen – sowohl für die Immobilienpreise, als auch für die Baupreise typischer Sanierungsmaßnahmen.
Zugleich zeigt die Studie, dass sich eine energetische Sanierung für Vermieter nicht rechnet. Wer pro Quadratmeter 85 Cent höhere Mieteinnahmen im Monat erzielen kann, kommt im Jahr auf 10,20 Euro Mehreinnahmen pro Quadratmeter. Bis sich Sanierungskosten in Höhe von 700 Euro pro Quadratmeter amortisiert haben, dauert es also 69 Jahre. Das ist selbst dann noch viel zu lang, wenn man durch staatliche Fördermittel die Sanierungskosten stark senken kann. Anders sieht es freilich aus, wenn der Vermieter vorhat, die Wohnung in absehbarer Zeit an Selbstnutzer zu verkaufen.
Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.
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